Kling paradox, denn in der Krise suchen doch Anleger eigentlich nach "sicheren Häfen".
Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Zum einen hat sich Gold seit Oktober 2018 schon stark bewegt. Seitdem ist der Goldpreis 30 Prozent im Plus. Dazu gibt es noch eine Sell-on-News-Mentalität. Das bedeutet, man nimmt einfach Gewinne mit. Sieht man sich die Zahlenlage an, so ist die Entwicklung seit Jahresbeginn durchaus in Ordnung. Auf Euro-Basis liegt Gold noch ein Prozent im Plus, im australischen Dollar sind es 18 Prozent und in Pfund Sterling etwa 11,6 Prozent. Man darf nicht vergessen, dass wir zuletzt eine massive Stärke des US-Dollars gesehen haben, dies ist naturgemäß ein starker Gegenwind für Gold.
Dazu kommt noch die Natur des Geldmarktes. Ich habe in den vergangenen Tagen mit vielen physischen Goldhändlern gesprochen, die komplett ausverkauft sind. Die Händler bekommen auch in ein bis zwei Wochen keine neue Ware, weil natürlich die ganzen Logistik-Ketten total überfordert sind. Zudem sind die Produzenten mit der extremen Nachfrage derzeit überfordert und die größten Raffinerien in der Schweiz, die für knapp 50 Prozent der Barrenproduktion verantwortlich sind, sind geschlossen
Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass am derivativen Markt ein Abverkauf stattfindet, weil viele stark gehebelte Marktteilnehmer einfach Liquidität benötigen. Man darf auch nicht vergessen, dass zuletzt der US-Dollar wieder gestiegen ist sowie auch sehr viel Kapital in die US-Anleihenmärkte geflossen ist.
Die US-Anleihen befinden sich auf einem absoluten Allzeithoch, da hat es zuletzt eine enorme Trendbeschleunigung gegeben. Insofern sucht man natürlich nach sicheren Häfen – und Gold ist sicher einer davon. Aber ich glaube, der Welt gehen langsam die sicheren Häfen aus.
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