Friedrich: Ja, mein Lieblingsthema, die Modern Money Theory (MMT): Was haben sich die Ökonomen in den USA 2008 gefreut, als sie die Krise einfach weggedruckt haben und es folgten zehn gute Jahre. Jetzt ist das alles Pustekuchen. Wenn MMT funktionieren würde, müssten Argentinien oder Simbabwe eines der reichsten Länder der Erde sein. Das Gleiche haben wir 1923 in der Weimarer Republik auch versucht – und es ging gründlich schief. Also MMT, Helikoptergeld und so weiter wird nicht funktionieren.
Was wäre denn Ihrer Meinung nach die Lösung gewesen?
Friedrich: Meiner Ansicht nach hätten wir 2017/2018 den Turnaround vielleicht noch schaffen können. Dafür hätte es allerdings mutige, progressive Entscheidungen von Seiten der Politik gebraucht, wie etwa den Euro für eine Zeit lang ad acta zu legen oder einen Schuldenschnitt für Südeuropa zu machen. Man hätte Lösungen für ein atmendes System in der EU finden können, sprich, dass Staaten die Möglichkeit haben, aus diesem Staatenverbund auch austreten zu können. Man hätte auch mal Unternehmen pleitegehen lassen müssen, damit es zu einer Bereinigung kommt. Stattdessen dachte man, dass man sich über Naturgesetze hinwegsetzten und die Mathematik überlisten könne. Diese Hybris wird uns teuer zu stehen kommen.
Wie geht es dann nach dem Crash weiter?
Friedrich: Es wird natürlich besser. Die Welt geht durch den Crash nicht unter. Das Leben wird weitergehen, es wird nur eine andere Zukunft werden. Wir haben die Möglichkeiten und Technologien, damit die Zukunft eine glorreiche wird. Wir haben die künstliche Intelligenz, die Blockchain-Technologie, wir haben die Digitalisierung, wir haben Quantencomputer und so weiter und so fort. Aber natürlich wird es erstmal ordentlich krachen. Uns stehen schwere Jahre bevor mit Massenarbeitslosigkeit, vielleicht sogar mit sozialen Unruhen. Aber keine Gesundung ohne Schmerzen.
Wie können sich Anleger auf den drohenden Crash vorbereiten?
Keine großen Summen auf der Bank lassen, also Geld vom Konto abheben. Weil das Geld auf dem Konto gehört nicht dem Bürger, sondern ist ein Kredit an die Bank. Außerdem sollten Anleger in limitierte Sachwerte investieren, zum Beispiel in die Edelmetalle Gold und Silber, Wald, Whisky, Diamanten, Aktien und so weiter. Auf keinen Fall Schulden machen und zur Diversifikation Sachwerte erwerben – tatsächlich auch Bitcoin kaufen.
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Jetzt gibt es auch Kritiker, die solche Crash-Prophezeiungen als Alarmismus abtun. Nach dem Motto: Wer lange genug den Crash herbeiredet, erlebt ihn auch irgendwann. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?
Friedrich: Natürlich hätte ich gerne unrecht. Aber die Wahrheit tut bekanntlich weh. Es geht uns allerdings um die Sache und eben nicht darum, den Menschen Angst zu machen, damit sie unsere Bücher kaufen. Wir sind ehrlich zu den Menschen und sagen: "Hey, wir fahren hier mit offenem Visier gegen die Wand, lasst uns mal abbremsen." Die Politik macht aber genau das Gegenteil. Sie gibt sogar noch Gas und schaltet dabei den Airbag aus. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er unseren Analysen Glauben schenkt. Leider sind mehr von unseren Prognosen eingetroffen als nicht. Aber die Vorzeichen, Daten und Fakten sprechen ganz klar für einen Crash.
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Jede Generation hat ihre Krise. Man darf nicht glauben, nur weil die letzten 50 oder 60 Jahre alles gut funktioniert hat, dass wir den Wohlstand auf ewig gepachtet haben. Es sind immer Zyklen und wir sind auf einem absteigenden Ast. Man braucht nur einen Blick in die Vergangenheit werfen. In der Weltgeschichte gab es sechzehn Mal einen Wechsel von einer Supermacht zu einer anderen Supermacht. Jetzt erleben wir das siebzehnte Mal, nämlich von der alten Supermacht USA zur neuen, der Volksrepublik China. Das wird Donald Trump auch nicht verhindern können.
Herr Friedrich, vielen Dank für das Gespräch.